Ricarda Rehwaldt

Ricarda Rehwaldt

Dr. Ricarda Rehwaldt ist Absolventin der HTW Berlin. Sie hat viele Jahre dazu geforscht, was Menschen bei der Arbeit glücklich macht. Dieses Wissen trägt sie inzwischen in Unternehmen. Ricarda Rehwaldt begleitet Vorstände, Führungskräfte und Teams als systemischer Coach und Berater auf dem Weg zu glücklicher Arbeit, hält Keynotes und Vorträge. Sie ist Autorin der Bücher „Die glückliche Organisation" und „Glück in Unternehmen“ und Gründerin der FELICICON GmbH - einer Unternehmensberatung, die Unternehmen speziell zu „Glück und Arbeit“ berät. Gerade schreibt sie an einem neuen Buch zum Thema.

Warum sollte ich denn bei der Arbeit glücklich sein?

Die Forschung zeigt: Arbeit macht nicht immer glücklich. Keine Arbeit allerdings auch nicht. Deshalb gehen Menschen 40 Jahre lang neun Stunden täglich zur Arbeit. Es gibt keine Tätigkeit, die mehr Raum im Leben eines Menschen einnimmt – nicht mal der Schlaf! Wäre es nicht einfach schön, in dieser Zeit etwas glücklicher zu sein? Überraschenderweise wissen viele Menschen gar nicht, wie Glück funktioniert, und inwieweit sie ihr Glück auch selbst steuern können. Das kann man aber lernen.

Was verändert sich in Unternehmen, die größeren Wert auf Glück legen?

Da fragen Sie etwas ganz Wichtiges. In diesen Unternehmen steht der Mensch im Mittelpunkt und damit seine Würde. Tatsächlich wird das aber von Unternehmen eher selten nachgefragt. Im Vordergrund steht meist die Wirtschaftlichkeit. Doch sogar dafür hat Arbeitsglück eine Palette von positiven Effekten: eine hohe intrinsische Motivation für die Aufgabe selbst, eine positive Stimmung unter Kolleg_innen, eine stärkere emotionale Bindung der Mitarbeiter_innen an das Unternehmen und eine höhere Ausprägung von Kreativität. In der Konsequenz sinkt also die Fluktuation in einem Unternehmen, seine Wettbewerbsfähigkeit steigt und Reibungsverluste aufgrund von Konflikten nehmen ab. Das alles sind entscheidende Faktoren, um am Markt zu bestehen. In Branchen wie der IT werden beispielsweise 100.000 Euro für den Verlust eines/einer einzigen Mitarbeiter_in kalkuliert. Gleichzeitig werden die Menschen seltener krank, empfinden eine geringere psychische Belastung und blühen auf. Beide Seiten profitieren also: die Menschenwürde und die Wirtschaft.

Halten Sie Glück für eine Kategorie, die sich auf alle Unternehmen weltweit anwenden lässt?

Ja, unbedingt. Weil Unternehmens sich sehr stark für Messbarkeit von Ergebnissen interessieren, haben wir ein Verfahren entwickelt, das Glück am Arbeitsplatz messen kann – die Happinessandwork-Scale, die ab 2021 im Springer Verlag erhältlich sein wird. Wenn Sie neugierig sind, wie es um Glück bei der Arbeit steht, können Sie das unter happinessandwork.de testen und sich mit dem Durchschnitt vergleichen.

Sollte auch Glück zu „Menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum“ gehören?

Auf jeden Fall! Menschenwürdig ist die Arbeit ja immer schon, wenn sie nicht mehr UNwürdig ist. Aber ein Mensch, der mit Kraft aufrecht steht und auch Würde ausstrahlt, wird ja nicht einfach nur „artgerecht gehalten“, sondern kann innerlich wachsen, erkennt Sinn in dem, was er tut, und arbeitet in einer echten Gemeinschaft. Das alles sind Faktoren des Glücks. In meinem neuen Buch erzähle ich einiges darüber. Es wird diesmal kein reines Fachbuch, sondern ein Sachbuch sein. Ich schreibe gerade daran. Das macht mich glücklich.

Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken wollen?

Ich interessiere mich für Menschen und ihre Geschichten, deshalb trinke ich gerne Kaffee mit den Teilnehmenden unserer HappinessandWork Seminare, in denen wir alles vermitteln, was wir über Glück und Arbeit wissen, und dabei viele berührende Arbeitsgeschichten hören. Ach, und mit Malcolm Gladwell, der eine unvergleichliche Art hat, Wissen in Geschichten zu verpacken.

Was war die größte Herausforderung, die Sie an der HTW Berlin bewältigen mussten?

Das ist eine Geschichte, die sie hier bestimmt nicht abdrucken wollen. Ich hatte aber viel Unterstützung durch den Personalrat der Hochschule und durch die Hochschulleitung in Gestalt von Prof. Dr. Carsten Busch und Prof. Dr. Michael Heine.