Wie gut ist die Lehre? Die HTW Berlin will es wissen

Kim Julia Zander

Es dauerte exakt 100 Minuten, bis alle 16.038 Einladungsmails an Studierende im Fachbereich 1 verschickt waren; die 10.526 Mails an die Studierenden im Fachbereich 5 waren in 80 Minuten durch. Bis 24. Juni 2018 darf nunmehr geantwortet, sprich: dürfen Antworten in Online-Fragebögen angeklickt werden. Können Sie wichtige Begriffe und Sachverhalte aus der Lehrveranstaltung wiedergeben? Sind Sie in der Lage, selbstständig Ideen und Lösungswege zu entwickeln und Projekte eigenständig zu managen? So und so ähnlich will man es im Rahmen der aktuellen Lehrveranstaltungsevaluation wissen. Zwischen 30 und 33 Fragen sind es, je nachdem, ob es sich um ein Projekt, eine Übung oder eine seminaristische Lehrveranstaltung handelt.

Die regelmäßigen Befragungen der Studierenden sollen den Lehrenden der HTW Berlin ein Feedback zur Qualität ihrer Lehre geben. Seit 2007 ist das Pflicht an der Hochschule, den entsprechenden Beschluss fasste der Akademische Senat. Für jede Lehrveranstaltung wird separat gefragt und ausgewertet. Das macht in den beiden Fachbereichen, die derzeit an der Reihe sind, zusammen genommen stolze 1.185 Lehrveranstaltungen, ergo Online-Fragebögen.

Was analog begann, nämlich mit einem Fragebogen auf Papier, den Lehrende ihren Studierenden in den Lehrveranstaltungen in die Hand drückten und wieder einsammelten, findet seit dem Wintersemester 2016/17 in digitaler Form statt. „30 Klicks für Ihr Studium“ wirbt das Referat für Hochschulentwicklung & Qualitätsmanagement hochschulweit auf Plakaten.

Ganz eifrige Studierende haben bereits am ersten Tag geantwortet; doch die Beteiligung ist deutlich zurückgegangen, seitdem nicht mehr in Papierform, sondern in digitaler Form befragt wird. Der Rücklauf schrumpfte auf 15 bis 25 Prozent; in analogen Zeiten lag die Quote zwischen 30 und 50 Prozent.
Nach dem Abschluss der Befragung ist die Stunde von Kim Julia Zander gekommen. Als studentische Hilfskraft unterstützt sie Ines Wiesen, die im Referat für Hochschulentwicklung & Qualitätsmanagement für die Lehrveranstaltungsevaluation zuständige Mitarbeiterin. Kim Julia Zander arbeitet gerne mit Zahlen. Das war schon so, als sie Betriebswirtschaftslehre studierte und ihre Freude an der Datenverarbeitung hat sich auch im Masterstudium "Finance, Accounting, Corporate Law and Taxation" gehalten.

In wochenlanger Arbeit bereitet die 29Jährige die Daten der Lehrveranstaltungsevaluation in aggregierter Form auf. Professor_innen erhalten Einzelberichte zu ihren Lehrveranstaltungen. Für die Dekan_innen, Studiengangsprecher_innen und Modulverantwortlichen gibt es neben den Einzelberichten sogenannte Profillinienvergleiche, die ihnen eine Übersicht über die Qualitäten aller Dozent_innen im Vergleich zum Durchschnitt des Studiengangs und Fachbereiches ermöglichen.

Dass die Lehrveranstaltungsevaluation auch Schwächen hat, ist kein Geheimnis. Wer bewertet wen warum wie gut oder wie schlecht? Da gibt es viele Motive. Kim Julia Zander beispielsweise erwartet von einer Lehrveranstaltung, dass sie etwas lernt. Aber sie weiß, dass es dem einen oder der anderen Kommiliton_in auch genügt, eine gute Note mit geringem Aufwand bekommen zu haben.

Auch der Umgang der Lehrenden mit den studentischen Bewertungen differiert. Der eine setzt sich mit dem Feedback zu seiner Lehrveranstaltung intensiv auseinander und lässt daran sogar Studierende teilhaben, der andere begräbt den Einzelbericht stillschweigend in der Schublade seines Schreibtisches.

Gleichwohl ist die Evaluation von Lehrveranstaltungen ein wichtiger Beitrag zur Sicherung und Steigerung der Qualität der Hochschullehre.

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  • Die Kommission für Evaluation berät den Akademischen Senat bei der Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements und der Abstimmung flächendeckender Evaluationsmaßnahmen.
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