Marlen Luther
Marlen Luther
Marlen Luther hat Wirtschaftskommunikation an der HTW Berlin studiert. Sie ist selbständige Texterin und hat mit ihrer Familie den „Lutherhof“, einen geschichtsträchtigen Gutshof in Sachsen-Anhalt, übernommen.
Was war Ihre schönste Erfahrung oder der schönste Moment bei Ihrem Studium an der HTW Berlin?
Der definitiv großartigste Moment war der nach der mündlichen Diplomprüfung. Alles war geschafft, der letzte Vortrag war gehalten. Meine Bewertung war sehr gut und ich erleichtert. Zum einen hatte sich die ganze Mühe also gelohnt, zum anderen lag nun das Leben mit seiner unendlichen Fülle an Möglichkeiten vor mir. Auf der anschließenden Fahrt nach Hause habe ich die Fensterscheiben meines Autos heruntergelassen und habe einfach nur laut gelacht und gesungen.
Wie hilft Ihnen Ihr absolviertes Studium an der HTW Berlin in Ihrem heutigen Alltag?
Zweifellos nützlich ist es, das methodische Handwerkszeug und strukturierte Arbeiten an Themen sowie Projekten gelernt zu haben. Mein Wissen über Marketing und Kommunikation hilft mir dabei, mein eigenes Business, die Kommunikationsberatung „Luther Kommunikation“, und den Aufbau des „Lutherhofes“ parallel voranzutreiben. Manchmal fallen mir Situationen oder Fragestellungen aus dem Studium ein, zu denen ich während meiner Arbeit Vergleiche ziehe oder die ich aufgrund meiner gewonnenen Erfahrung nun besser verstehe. Nicht zuletzt ist es immer wieder witzig, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die sich fragen, was eine Kommunikationswirtin wohl macht.
Wie kam es dazu, dass Sie den „Lutherhof“ gegründet haben?
Den Lutherhof als solchen gibt es bereits seit mehreren Jahrhunderten. 1536 ließ sich Johannes Luther, Sohn von Jakob, dem Bruder des Reformators Martin Luther, als erster Luther auf dem Hof nieder und gründete eine Familie. Als landwirtschaftlicher Betrieb überdauerte der Hof sämtliche gute wie schlechte Zeiten und befindet sich bis heute in Familienbesitz.
2017, im 500. Jubiläumsjahr der Reformation, bin ich mit meinem Mann und unseren beiden Kindern von Berlin auf den zu der Zeit unbewohnten Lutherhof gezogen. Den Wunsch, ihn wieder mit Leben zu füllen, trugen wir bereits viele Jahre zuvor in uns. Wir waren regelmäßig in Urlauben und Ferienzeiten dort gewesen und vom „Bauernhof-Virus“ infiziert. Irgendwann hatten wir das Pendeln satt und wollten es „ganz oder gar nicht“. Das Reformationsjubiläum wurde dabei zu unserem persönlichen Startschuss und selbstgewählten Wendepunkt.
Was möchten Sie mit dem Lutherhof erreichen?
Als Kommunikationswirtin und Luftretter kam es für uns nicht in Frage, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. Wir möchten diesen geschichtsträchtigen Hof zu einem Ort entwickeln, der auch in der Öffentlichkeit wahrnehm- und erlebbar ist. So wollen wir ihn langfristig tragbar machen. Neben dem Schutz der historischen Bausubstanz – es ist ein vollständig erhaltener Vierseithof – ist es unser Ziel, Traditionen zu bewahren und aufleben zu lassen, uns aktiv in das Dorfgeschehen einzubringen und unser Netzwerk zu nutzen, um den ländlichen Tourismus zu fördern. Wir bauen einen Teil unserer Stallungen als Gästewohnungen aus und schaffen somit Übernachtungsmöglichkeiten. Besucher_innen können sich von der wunderschönen, authentischen Atmosphäre des Hofes inspirieren lassen.
Welche Lehren oder Erkenntnisse haben Sie aus dem Studium an der HTW Berlin mitgenommen?
Kommunikationstheoretische Fragestellungen, die wir damals beleuchtet haben, begleiten mich heute noch, zum Beispiel die der Wahrnehmung. Gibt es die Realität als solche oder ist sie nur das Abbild unserer ganz individuellen Wahrnehmung? Die verschiedenen Kommunikationsmodelle aus der Psychologie benutze ich gern, um mir selbst über Prozesse klar zu werden oder sie in die Teamarbeit, beruflich wie privat, einzubringen. Unbedingt zu nennen ist auch die Konzeption, die Königsdisziplin unter den Kommunikationsaufgaben. Im Studium haben wir gelernt, wie wichtig unter anderem Analysen und konkrete Zielformulierungen für eine vernünftige Planung sind. Für die Konzepte, die ich bisher in meiner beruflichen Laufbahn erstellt habe, war dies, meiner Meinung nach, eine unerlässliche Grundlage.
Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft aus?
Auf den Lutherhof bezogen sehe ich einen ganzheitlich denkenden Familienbetrieb, der ein Ort der Entspannung und Begegnung ist, aber auch Quelle der Inspiration.
Für unsere Welt wünsche ich mir, dass jede und jeder Einzelne beginnt, in sich hineinzuhören und sich seiner Verantwortung, aber auch seiner Macht, etwas zu ändern, bewusst wird. Dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend, sondern eine Selbstverständlichkeit wird. Ich wünsche mir auch, dass wir uns, statt auf Social-Media-Unterhaltung, wieder mehr auf die Menschen konzentrieren, die uns gegenüberstehen. Dass wir wieder sehen lernen und versuchen, wir selbst zu sein und nicht ein gefiltertes, bearbeitetes Abbild, von dem wir glauben, dass es in eine Schablone passen müsste. Wir sollten global denken und lokal agieren.
Fotos: Jenny Stadtfeld; Kai Luther; Marlen Luther
© HTW Berlin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
23. Oktober 2019