Die Sanierung läuft, die Nutzung ist noch offen
Der Akkuturm auf dem Wilhelminenhof erinnert an die Industriegeschichte.
Er bot lange einen trostlosen Anblick, doch das ist vorbei: Seit Ende 2017 wird der Akkumulatorenturm auf dem Campus Wilhelminenhof der HTW Berlin saniert. Bei dem ehemaligen Druckausgleichsbehälter für die Produktion der Kabelwerke Oberspree (KWO) handelt es sich um ein unter Denkmalschutz stehendes Industriegebäude. Der 25 Meter hohe Turm, vermutlich eine Eigenentwicklung, muss einmal die Spinne in einem aufwändig konstruierten Netz von Hochdruckwasserrohren gewesen sein, das die gesamte Anlage überspannte, getragen von einem 55 Zentimeter dicken Metallguss-Stempel unter der Bodenplatte.
Was um die Jahrhundertwende extrem hohen Druck aushielt, war zuletzt fragil geworden. Die Standsicherheit des Turms war so stark gefährdet, dass sich die HTW Berlin um Fördermittel für die Sanierung des Industriedenkmals bemühte. Die gestaltet sich durchaus anspruchsvoll, sagt Marcus Jünemann, der sich in der Abteilung Technische Dienste der Hochschule um die Instandhaltung ihrer baulichen Anlagen kümmert.
Jünemann hat auf der Grundlage eines restauratorischen Gutachtens sorgfältig geplant und arbeitet eng mit einer Denkmalpflegerin zusammen. Ausgeführt werden die Arbeiten von einem auf die Sanierung von Altbauten spezialisierten Unternehmen. Trotzdem gab es immer wieder Überraschungen und dadurch auch die eine oder andere Verzögerung. Im Winter 2017/2018 musste das Baugerüst am Akkuturm verkleidet werden, damit die Entrostung bzw. der Austausch der Stahlträger nicht in Verzug geriet.
Die Sanierung der lediglich elf Zentimeter dünnen Steinfassade steht noch bevor - aus Gründen des Denkmalschutzes darf sie übrigens nicht gedämmt werden – außerdem die Erneuerung des Dachs. Ein Innenleben in Gestalt von Etagen, Treppen oder Zwischenböden gibt es in dem Turm übrigens nicht; bei dem Bauwerk handelt sich lediglich um eine Hülle. Die historischen Stempelreste hat Marcus Jünemann für die Expert_innen im Studiengang Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik im Fachbereich Gestaltung und Kultur reserviert. Denn der Erhalt und die Erforschung des industriellen Kulturerbes ist einer der Schwerpunkte von Prof. Ruth Keller. Wie die historische Anlage funktioniert hat, will sie wissenschaftlich rekonstruieren.
Marcus Jünemanns interessiert sich stärker für die Gegenwart. Bis Ende 2018 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Bis dahin soll auch Klarheit über die Nutzung des Turmes bestehen. Auch wenn die Möglichkeiten begrenzt sind, gibt es viele Interessent_innen in der Hochschule.