Zufriedene Mieter_innen in sanierten Wohnungen
Photovoltaik aufs Dach, Mineralwolle für die Fassade, Geothermie in den Keller, dazu eine App, die Mieter_innen daran erinnert, dass sie doch bitte die Steckerleisten ausschalten, wenn kein Strom mehr benötigt wird. So könnte ein typisches Berliner Mietshaus im Wedding für eine Million Euro modernisiert werden. Die Vorschläge stammen aus einem von insgesamt sechs Konzepten, das Studierende der HTW Berlin für die GESOBAU entwickelten. Die Präsentation vor einer externen Jury war der Höhepunkt des interdisziplinären Projektseminars der Studiengänge Regenerative Energien und Kommunikationsdesign. Zusammengetan hatte man sich, weil es nicht nur darum ging, Sanierungskonzepte für die Gebäude mitsamt der Technik zu entwickeln, sondern durch ein kluges, mensch-zentriertes Design auch mit den Mietern zu kommunizieren. „Dr. House – die Therapie für Häuser und ihre Bewohner_innen“, hatten Prof. Dr. Susanne Rexroth, Prof. Dr. Friedrich Sick und Prof. Birgit Bauer das Projekt passenderweise genannt.
Die Herausforderung war keine kleine, ist es doch in technischer und baurechtlicher Hinsicht deutlich schwieriger, bestehende Gebäude zu modernisieren als einfach neu zu bauen. „Schwarzbrot für Ingenieur_innen“ nannte Prof. Dr. Rexroth deshalb das sogenannte Bauen im Bestand. Doch die Studierenden machten ihren Job hervorragend, befand die vierköpfige Jury, der mit Daniel Kautz und Birte Jessen zwei Repräsentant_innen der GESOBAU angehörten, außerdem Annett Keith, die Geschäftsführerin des Berliner Energieinstituts, und der Kommunikationsexperte Ingo Wiederoder von der Agentur Areal 17.
Die Teams führten Interviews mit den Mieter_innen, recherchierten die baurechtlichen Rahmenbedingungen, berechneten Energieverbräuche, dimensionierten unterschiedliche Heizungs- und Lüftungsanlagen, planten die Begrünung von Dächern und Innenhöfen, ließen dreifach verglaste Fenster sowie neue Beleuchtungsanlagen einbauen und entwickelten pfiffige Ideen für das Smart Home, die den Bewohner_innen dabei helfen, ihren individuellen Energieverbrauch zu managen. Last but least wurden Kosten kalkuliert. Denn die Mieten in den beiden von der GESOBAU ausgewählten Wohnkomplexen in der Müllerstraße und in der Neuen Hochstraße / Schönwalder Straße im Wedding sollten trotz Modernisierung nicht zu stark steigen.
Eine Million Euro muss die Wohnungsbaugesellschaft mindestens investieren, war das Fazit der Studierenden. Je nach Konzept lassen sich dabei allerdings bis zu 56 Prozent des Energiebedarfs einsparen. Keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, dass deutschlandweit jede dritte Kilowattstunde für das Heizen und die Beleuchtung von Gebäuden sowie die Bereitstellung von warmem Wasser aufgewendet wird.
Die Jury bescheinigte allen sechs Konzepten große Plausibilität und ein hohes Niveau. Den ersten Platz im Projekt Müllerstraße sprach sie den Ideen von Florian Meßner, Yannic Schmitt, Gunnar Daniel, Thomas Eckstein, Simon Waterstradt, Thomas Daschinger, Nico Strohte und Isabel Niespor zu. Im Projekt Neue Hochstraße / Schönwalder Straße landete das Konzept von Dominik Colmsee, Steven Fechner, Markus Jödicke, Frithjof Kühnert, Dennis Schmidt, Dennis Walther, Jakob Bettin und Julia Bettin auf dem ersten Platz.
Die GESOBAU zählt zu den großen kommunale Wohnungsunternehmen Berlins und ganz Deutschlands. Ca. 100.000 Menschen leben in einer Wohnung der GESOBAU.