Acht Stühle um einen gedeckten Tisch, darauf ein Spielbrett, zwei Personen haben bereits Platz genommen. So sieht das Szenario des Gesellschaftsspiels aus, das Carolin Och, Marnie Volkmann, Linda Mattes, Kai Großjohann, Fabian Feld, und Sarah Echter aus dem Master-Studiengang Nonprofit-Management und Public Governance entwickelt und auf den Namen „demokraTISCH“ getauft haben. Ihr Spielkonzept, dem sie den nicht minder vielsagenden Untertitel „setz Dich auseinander – setzt Euch zusammen“ gaben, wurde beim VOLKER, einem Kreativwettbewerb für Demokratie, in der Kategorie „Guerilla“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Berliner Volksbühne statt.

„Mit dem Spiel wollen wir Menschen ins Gespräch miteinander bringen“, sagen Carolin Och und Marnie Volkmann. Nicht über das Wetter oder den Verkehr, sondern über Themen, über die nach Ansicht der Studierenden derzeit oft nicht mehr diskutiert wird, schon gar nicht offen und in Gestalt eines echten Diskurses. Was bedeutet eigentlich Freiheit? Welche politischen Ereignisse hat man zuletzt nicht verstanden? Was wären die wichtigsten Dinge, die man in einer idealen Welt verändern würde? Aber auch: Was macht den eigenen Freundeskreis aus? So und so ähnlich lauten die Fragen auf den Spielkarten von „demokraTISCH“.

Wer eine solche Fragekarte zieht, formuliert seine Antwort und kommt darüber mit den Mitspieler_innen und ein oder zwei geladenen Gästen am Tisch ins Gespräch, all dies begleitet von einem Moderator/einer Moderatorin, dem/der die Spielanleitung eine freundlich-zurückhaltende Rolle zuweist. Als Gäste wollen die Studierenden Personen mit fundiertem Background und ausgeprägter Kommunikationsfähigkeit einladen, die gerne auch konträre Positionen vertreten dürfen. „Warum nicht einen Rabbi und einen Imam hinzubitten, wenn es um ein religiöses Thema geht“, fragt Carolin Och. Hauptsache, die Spielerunde tauscht Argumente aus und erfährt mehr über die Standpunkte der anderen. Wer aufhören möchte, verlässt den Tisch, Gewinner und Verlierer gibt es selbstredend nicht.

Sie haben Lust, „demokraTISCH“ zu spielen? Zwischen Mai und September 2017 wird das in verschiedenen Städten möglich sein. Dass die besten Ideen der fünf Kategorien Film, Digital, Plakat, Radio und Guerilla tatsächlich praktisch umgesetzt werden, ist der besondere Reiz des Wettbewerbs VOLKER. Auch deshalb waren die eingereichten Konzepte von rund dreißig namenhaften Juror_innen einer besonders sorgfältigen Bewertung unterzogen worden.

Für die sechs HTW-Studierenden geht das „Spiel“ also weiter, auch wenn sie ihre Leistung in der Lehrveranstaltung „Politische Kommunikation und Lobbying“ erbracht haben, gewiss zur Zufriedenheit ihres Lehrbeauftragten Dr. Dietmar Molthagen. Carolin Och und Marnie Volkmann sind auf jeden Fall gespannt auf die ersten Spielerunden. Womöglich gelingt es allen Beteiligten bei den im Dezember wieder anstehenden Weihnachtsbesuchen besser, auch mit den Familienmitgliedern und Freunden ins Gespräch zu kommen, die wortkarg darauf verweisen, dass Sie ihre Meinung haben. Denn diese gemeinsame Erfahrung hatte die sechs Studierenden seinerzeit auf die Idee von „demokraTISCH“ gebracht.