Neuer Rollatorgriff für mehr Sicherheit und Komfort
Einfach zwei Schrauben lösen, die alten Griffe abmontieren, die neuen aufsetzen, wieder festschrauben. Schon wäre eine große Schwachstelle von Rollatoren beseitigt, die alle kennen, deren Mobilität von den vierrädrigen Gehhilfen abhängt. Der Industriedesigner Konrad Isler weiß das, seitdem er für seine Masterarbeit an der HTW Berlin recherchiert und zahlreiche persönliche Interviews geführt hat. Die Befragten berichteten von Gelenken, die nach einer Tour über holpriges Kopfsteinpflaster stark schmerzen; von eiskalten Händen, die sie in Kauf nehmen müssen, weil wärmende Handschuhe die haptische Sensibilität beeinträchtigen würden, und davon, dass das aufsteckbare Licht schon zwei Mal im Hausflur gestohlen wurde.
Konrad Islers Antwort: beheizbare Griffe mit integriertem Licht, die dank eines hochwertigen, schockabsorbierenden Materials wie ein „Stoßdämpfer“ wirken. Den Prototypen seines neuen Rollatorgriffs präsentierte der Absolvent des Masterstudiengangs „Ambient Assistent Living“ im Finale des „Innovation Call 2017“ in Essen. Es war die letzte Runde des dreistufigen Wettbewerbs, in der noch zehn von ursprünglich 41 kreativen Köpfen aus der ganzen Republik um die Gunst der Jury wetteiferten. Die hatte bei der Suche nach den innovativsten Lösungen für die Gesundheitswirtschaft den Innovationsgehalt, das Marktpotenzial und die Umsetzbarkeit der eingereichten Ideen kritisch unter die Lupe genommen. Für Konrad Isler ist der Wettbewerb der Wirtschaftsförderung metropoleruhr die perfekte Gelegenheit, seine in der Masterarbeit entwickelte Idee des ebenso komfortablen wie sicheren Rollatorgriffs zu präsentieren. Skizzen gab es schon viele, am Prototypen tüftelte er bis zuletzt zusammen mit Berliner Modellbauern und Konstrukteuren. Die Akkus für die Heizung mussten winzig sein, aber leistungsstark. Damit man sie im Sommer ausschalten kann, bedurfte es eines Schalters. Der den Griff ummantelnde Gummi wurde zunächst per Spray imitiert, später soll er gegossen werden.
Konrad Islers Vision: Seinen zu den meisten, handelsüblichen Rollatoren passenden intelligenten Griff gibt es nicht in Spezialgeschäften, sondern zu einem vernünftigen Preis im herkömmlichen Handel. Dort würden alle fündig, die mit neuen Griffen für mehr Komfort und größere Sicherheit ihres Rollators sorgen wollen, aber auch Töchter und Söhne, die auf der Suche nach einem wirklich sinnvollen Geschenk für die betagten Eltern sind. Ergänzend zur Basisausführung könnte es auch eine höherwertige, teurere Version geben, beispielsweise inklusive Navigationsapp. Und Isler spinnt seine Ideen noch weiter: Vielleicht lassen sich die Griffe perspektivisch sogar individuell anpassen und preisgünstig in Deutschland produzieren. Die Industrie 4.0 könnte es möglich machen. Wohin die Reise geht, ist derzeit noch offen.
Konrad Isler machte 2014 sein Masterabschluss im Studiengang „Ambient Assistent Living“ an der HTW Berlin; der Studiengang wird zur Zeit nicht angeboten. Heute hat der aus Zürich stammende und in Berlin lebende Industriedesigner einen Lehrauftrag im Studiengang „Industrial Design“ der HTW Berlin.