skillfill.ai: Chancengleichheit im Bewerbungsprozess

Das Skillfill-Team

Geeignete Mitarbeiter*innen zu rekrutieren und die Fähigkeiten der eigenen Beschäftigten weiterzuentwickeln, ist für die meisten Unternehmen eine riesige Herausforderung. Erfahrene Quereinsteiger*innen bekommen selten eine Chance in Deutschland und Bewerber*innen mit wenig Erfahrung, aber den geforderten Abschlüssen, bekommen oft Stellen, für welche es unter Umständen bessere Besetzungen gegeben hätte. Diesem frustrierenden Problem nimmt sich das Team von skillfill.ai an, einem im Mai 2021 gegründeten Start-up. Um ihre Idee zu realisieren, erhielten die Gründungsmitglieder Unterstützung durch ein EXIST-Stipendium an der HTW Berlin und wurden auf ihrem Weg vom Team des InnoTechHub begleitet.

Wie hilft skillfill.ai, dieses Problem zu lösen?

Wir haben eine Software entwickelt, mit welcher man für eine Stelle geforderte Skills messbar machen kann. Die Software ermöglicht hochindividuelles und skill-basiertes Hiring – wobei die Candidate Experience besonders im Vordergrund steht. Sie wird von Unternehmen aller Größen genutzt und füllt mit diesem Produktansatz eine Marktlücke, auf die sich kein anderes Unternehmen spezialisiert hat. Recruiter können einfach eine Stellenbeschreibung in das System hochladen. Das erkennt automatisch, welche Skills und welchen Erfahrungsgrad die Stelle erfordert. Auf dieser Basis wird ein Skill-Test erstellt und die passende, sich bewerbende Person durch intelligentes Bewerberscreening gefunden. So bekommen auch Autodidakt*innen und Quereinsteiger*innen gerechte Chancen: Und sowohl Bewerber*innen als auch Unternehmen profitieren davon.

Wie kam es zur Idee von skillfill.ai?

Die Motivation und Idee kam dadurch, dass wir selbst Bewerbungsprozesse und die damit einhergehende Frustration durchlebt haben. Mich persönlich (Alexander Lieder, Mitgründer von skillfill.ai) hat es sehr gewurmt, dass die Unternehmen oft nicht in der Lage sind, detaillierte, zur Stelle passende Fragen zu stellen. Sie rattern viel eher einfach ihr fertiges Skript herunter. Oft hat man dann den Gedanken: „Wieso kann ich nicht direkt mit dem Manager reden? Ich werde doch mit der Person arbeiten, die tatsächlich Ahnung von der Thematik hat.“ Man hinterfragt dann schnell die Sinnhaftigkeit und Fairness des Systems. Und genau das hat uns dazu motiviert, skillfill.ai zu gründen.

Was waren eure persönlichen Herausforderungen bei der Start-up-Gründung?

Die erste große Herausforderung war tatsächlich, Customer Profile festzulegen und den richtigen Market Fit zu finden. Das hängt damit zusammen, dass wir natürlich das Problem sehr gut aus der Bewerbersicht kennen. Doch wer zahlt am Ende? Die Unternehmen und diese sind es auch, welche den Prozess letztlich bestimmen können. Wir dachten zu Beginn, dass die Unternehmen mit den größten Hiring-Volumen auch die besten Kunden wären. Leider kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass viele Unternehmen das Problem nicht sehen und nicht offen für Veränderung sind. Es war eine große Reise und jetzt fokussieren wir uns hauptsächlich auf Tech-Start-ups im gesamteuropäischen Markt.

Wie sehr hat euch die Corona-Pandemie bei der Gründung beeinflusst?

Im Oktober 2019 kam ich nach Berlin und stand dann vor der Frage, ob ich den Bewerbungsprozess für Jobs durchlaufe oder ob wir ein Start-up gründen. Man ist wohl nie richtig bereit für das Gründen. Dann kam die Corona-Schockstarre und niemand wusste, wie es weitergeht. Vor allem den Recruiting-Bereich hat es natürlich stark getroffen. Dann stellte sich aber heraus, dass Remote Work immer mehr an Bedeutung gewinnt und somit auch unser Projekt. Im Endeffekt hat es unser Projekt noch mehr bestärkt und gezeigt, wie wichtig so ein Produkt ist, auch wenn wir ohne Corona wohl schon früher gegründet hätten.

Kann man derartige Prozesse auch außerhalb des Tech-Bewerbungsprozesses anwenden?

Grundsätzlich: ja. Wir sind natürlich noch ein kleines Team, aber eines unserer Ziele ist es, in die Breite zu gehen. Erst einmal haben wir uns auf den Bereich fokussiert, in dem wir uns selbst auskennen. Je nach Bereich ist es fraglich, wie gut man Hard Skills und Soft Skills noch testen kann. Im Sales-Bereich beispielsweise kann dies schon schwierig werden. Es gibt aber auch dafür Lösungen, wie beispielsweise ein Videorecording in dem Prozess einzubauen. Wir werden das Produkt auf jeden Fall in Abstimmung mit unseren Kunden weiterentwickeln.