Benjamin Schubert
Benjamin Schubert
Benjamin Schubert hat vor drei Jahren seinen Abschluss im Studiengang Kommunikationsdesign gemacht und schon drei renommierte Preise gewonnen: den Grimme Online Award für "Wem gehört Hamburg?", den Otto-Brenner-Preis für die "CumEx Files" und erst neulich den Deutsch-Französischen Journalistenpreis für das Rechercheprojekt "Grand Theft Europe". Schubert engagiert sich bei CORRECTIV, einer Plattform für investigativen, aufklärenden Journalismus.
Wem gehört denn nun Hamburg?
Dass wir diese Frage nicht vollständig beantworten können, war schon zu Beginn der Recherche klar. Das wäre nur mithilfe eines Immobilienregisters möglich. Der Wohnungsmarkt ist geprägt von stark steigenden Mieten und dubiosen Vermieter_innen. Uns von CORRECTIV ging es darum, Strukturen und Muster zu erkennen und den Markt begreifbarer und transparenter zu machen — vor allem durch die aktive Beteiligung der Bürger_innen Hamburgs. Den Grimme Online Award haben wir für die interaktive Recherche, die journalistische Umsetzung und die Visualisierung erhalten. Hamburg war das Pilotprojekt — in Kooperation mit lokalen Medien läuft es inzwischen unter dem Namen "Wem gehört die Stadt?" in neun weiteren Städten.
Was hat es mit den CumEx Files und "Grand Theft Europe" auf sich?
Mit den beiden Recherchen hat CORRECTIV in Kooperation mit internationalen Medien systematischen Steuerbetrug innerhalb Europas aufgedeckt. Der Schaden für den Fiskus beläuft sich auf schätzungsweise 50 bis 100 Milliarden Euro. Beides waren gewaltige Projekte. Meine Arbeit bestand darin, die zwei hochkomplexen und über Jahre recherchierten Themen für ein breites Publikum interessant und vor allem verständlich abzubilden. Bei CORRECTIV arbeiten wir interdisziplinär, d.h. Design-, Foto- und Social-Media-Teams begleiten die Rechercheprozesse von Anfang an. Wir denken Recherchen vom Endprodukt her, erarbeiten Storytellings und versuchen uns an innovativen Formaten.
Wie sind Sie zu CORRECTIV gekommen?
Das Interesse am Journalismus war bei mir schon lange vorhanden. Meine Bachelorarbeit habe ich über Sensationalismus in deutschen Massenmedien geschrieben. Das Konzept "Non-Profit-Journalismus" fand ich einzigartig und sehr interessant. CORRECTIV ist spendenfinanziert und dadurch unabhängig von Werbung und Klickzahlen. Für mich ist es sinnstiftend, Teil eines Teams zu sein, das mit langfristigen Recherchen Skandale aufdeckt, Debatten auslöst und positive gesellschaftliche Veränderungen herbeiführt.
Welche Fähigkeiten, die Sie während Ihres Studiums erworben haben, können Sie jetzt gut gebrauchen?
Ich habe zuvor eine Ausbildung als Mediengestalter gemacht und dort das Handwerk gelernt. Durch das Studium hatte ich vor allem die Zeit und den Freiraum, unabhängig zu arbeiten und mich in vielerlei Hinsicht auszuprobieren und mit anderen auszutauschen.
An welchen interessanten Projekten sitzen Sie im Moment?
An spannenden Recherchen und dem Relaunch der Website. Mehr darf ich leider nicht verraten. :-)
Fotos: privat, Ivo Mayr/CORRECTIV, Grimme-Institut/Rainer Keuenhof, Gina Wetzler
2. September 2020