Pelin Celik
Pelin Celik
Pelin Celik hat seit 2017 eine Professur im Studiengang „Industrial Design“ inne. Ihr Schwerpunkt: User Experience.
Was macht gutes User Experience Design aus?
Für mich persönlich bedeutet es, die Bedürfnisse des Nutzers oder der Nutzerin im Gesamtkontext der Nutzung zu betrachten. Als Gestalterin und Produktentwicklerin stelle ich mir vorab die Frage: Warum muss die Gestaltung oder auch der Service diese oder jene Kriterien erfüllen? Erst danach erschließt sich der Entwurf in Form und Funktion. Der Begriff „User Experience“ beschränkt sich im Übrigen nicht ausschließlich auf die Gestaltung von interaktiven Nutzeroberflächen (dem sogenannten User Interface), sondern auf die holistische Betrachtung des gesamten Nutzungskontextes. Ein gutes UX Design erreiche ich dann, wenn durch die Nutzung des Produktes ein positives Erlebnis geschaffen wird und menschliche Grundbedürfnisse wie Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit erfüllt werden können und damit positive Emotionen verknüpft werden.
Auf welches Produktdesign, das Sie selbst entworfen haben, sind Sie besonders stolz?
Ein Produkt für Augen-OPs: den sogenannten „VICTUS VERAFIT Patient Interface Clip“. Dabei handelt es sich um einen Clip, mit dem das Auge während einer laserunterstützten Katarakt-Operation („Grauer Star“) fixiert wird. Bevor ich das Produkt gestaltet habe, konnte ich mich umfassend — also wirklich holistisch — mit dem Anforderungsprofil auseinandersetzen: Ich habe die Situation im OP und den Operationsprozess analysiert, mir die Verpackungs- und Bestückungssituation beim Hersteller genau angeschaut und mich über die Zulassungsvoraussetzungen medizinischer Produkte informiert. Als Designerin bevorzuge ich die Projekte, bei denen ich den gesamten Prozess betreuen darf — vom Research über das Produktdesign bis hin zum Market Launch.
Was machen Sie am liebsten an der HTW Berlin?
Gerade in der Lehre sind die Projekte im Hauptstudium und die Bachelorarbeiten für mich von großem persönlichen Interesse, da ich hier sehr gerne partizipative und experimentelle Methoden vermittle. Außerdem netzwerke ich gern mit Kolleg_innen, treibe meine Forschungsaktivitäten voran und akquiriere neue Forschungs- und Projektpartner.
Mit wem würden Sie gern einen Kaffee trinken?
Mit den Forscherinnen Stefania Druga und Mutale Nkonde, die sich damit beschäftigen, wie sich Künstliche Intelligenz auf unser Leben auswirken wird. Druga erforscht, wie Kinder mit Robotern als soziale Partner umgehen. Nkonde setzt sich mit KI und Rassismus auseinander. Beide Themenschwerpunkte betreffen unser soziales Miteinander und können unseren Alltag zukünftig stark negativ beeinflussen, wenn wir nicht schnellstmöglich gemeinsam Regelungen diskutieren, insbesondere mit Designer_innen und Produktentwickler_innen.
Fotos: Alexander Rentsch
© HTW Berlin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
13. September 2019