Professionell stricken und das komplett nahtlos
Um 9.00 Uhr war es fast geschafft: Im Zeitlupentempo bewegte der Kran die 1,2 Tonnen schwere 3D-Strickmaschine durch die Fensteröffnung von Gebäude A. Dort bekam sie zum ersten Mal Bodenkontakt. Fünf kräftige Männer manövrierten die in Folie verpackte Maschine anschließend auf Rollen weiter ins Strickdesignlabor, mitunter in Millimeterarbeit.
„Wir können nun so professionell stricken wie die Industrie und das komplett nahtlos“, freut sich Prof. Grit Seymour über die japanische 3D-Strickmaschine, die zuvor noch im italienischen Reggio Emilia stand. Die norditalienische Stadt ist das Zentrum für nahtlose Strickware.
Die Software zur Programmierung der 3D-Strickmaschine ist so nutzerfreundlich, dass perspektivisch auch Student_innen mit dieser Stricksoftware arbeiten können. „Früher musste man einige Semester Ingenieurwissenschaften studiert haben, um solche Maschinen nutzen zu können“, erinnert sich Prof. Seymour.
Einfach einschalten und loslegen ist bei dem hochmodernen Gerät des Weltmarktführers für Stricktechnologie Shima Seiki allerdings auch im Jahr 2018 noch nicht drin. Laboringenieurin Thu Thao Nguyen wird erst einmal geschult. „Auch mit Vorkenntnissen muss sie sich mindestens zwei Tage Zeit nehmen“, sagt Andreas Kirschbichler, der aus Wien angereiste Generalvertreter des japanischen Unternehmens Shima Seiki. Bis man alle Kniffe beherrsche, sei mit mindestens drei Wochen zu rechnen.
Vor allem für die angewandte Forschung ist die 3D-Strickmaschine sehr interessant, sagt Prof. Grit Seymour. Spannende Projekte hat sie schon im Auge, beispielsweise im medizinischen Bereich. Aber auch ein Einsatz in der Lehre ist angedacht.
Die moderne Stricktechnologie soll interdisziplinär im gesamten Fachbereich für Gestaltung und Kultur zum Einsatz kommen. Der Erwerb der Strickmaschine war durch Mittel des Projekts proto:n mit Unterstützung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der EU möglich.