Informatik von Null an und ein intensiver Praxisbezug
Informatik von Null an! Das ist das Versprechen des Bachelor-Studiengangs „Informatik und Wirtschaft“. Besonders für Frauen ist das eine wichtige Botschaft, gehen die meisten doch irgendwie davon aus, dass nur Informatik studieren kann und soll, wer schon als Teenager stundenlang am Rechner saß.
Stimmt aber nicht, wie der Erfolg des Frauenstudiengangs „Informatik und Wirtschaft“ zeigt. Während „normale“ Informatikstudiengänge wenig Frauen anlocken, kommen im Frauenstudiengang ca. 180 Bewerberinnen auf 40 Studienplätze, Tendenz steigend. Zwei Drittel machen ihren Abschluss, damit ist die Abbruchquote niedriger als der Durchschnitt. Die Absolventinnen schließlich sind genauso gefragt wie ihre männlichen Kommilitonen. Gute Gründe für die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, dem Frauenstudiengang den mit 10.000 Euro dotierten Arbeitsgeberpreis für Bildung 2017 zu verleihen. Er wurde am 29. November beim Deutschen Arbeitgebertags in Berlin überreicht.
„Jede zweite unserer Studentinnen hätte sich nicht für die Informatik entschieden, würden wir keinen Frauenstudiengang anbieten“, weiß die Studiengangssprecherin Prof. Dr. Juliane Siegeris aus Befragungen der Erstsemester. Der Einstieg bei Null ist der wichtigste Baustein des seit 2009 erfolgreichen Konzepts, aber beileibe nicht der einzige. Die Studentinnen schätzen auch die familienfreundlichen Studienzeiten — alle Pflichtveranstaltungen lassen sich zwischen 9.00 und 16.00 Uhr absolvieren – und die offene Atmosphäre, die in der Botschaft „Fragen ist erwünscht“ zum Ausdruck kommt. Da fällt es allen deutlich leichter, sich mit anspruchsvollen Themen wie Software Engineering, Rechnernetzen, Betriebssystemen, Webtechnologien und Datenbanken zu beschäftigen.
Frühe und besonders intensive Praxiskontakte sorgen dafür, dass keine „Glocke“ entsteht und der Einstieg in die Männerdomäne Informatik nach Studienabschluss ohne Schwierigkeiten gelingt. Sage und schreibe elf Mal bekommen die Studentinnen Gelegenheit, unterschiedliche IT-Unternehmen kennenzulernen. Das fängt beim Praxisprojekt für echte Kunden im 3. Semester an und endet mit der Bachelorarbeit, die grundsätzlich in Kooperation mit einem Unternehmen geschrieben wird. „Spätestens im Job bzw. im Masterstudiengang trauen sich die Frauen dann alles“, freut sich Prof. Dr. Siegeris über das irgendwann ganz normale Selbstbewusstsein ihrer Studentinnen.
Apropos normal: Ganz normal ist im Frauenstudiengang auch, dass nicht nur Professorinnen lehren, sondern auch Professoren. „Wir sind ein tolles Team und der Arbeitgeberpreis honoriert das gemeinsame Engagement”, sagt die Studiengangssprecherin.
In einem sog. Self Assessment können Interessierte herausfinden, ob der Frauenstudiengang Informatik und Wirtschaft zu ihnen passt.
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