Stefanie Rathje
Stefanie Rathje
Stefanie Rathje, seit 2008 Professorin im Studiengang Wirtschaftskommunikation, forscht zur Kommunikation in Organisationen.
Sie möchte herausfinden, wie angesichts von Vielfalt und Differenzen Zusammenhalt gestaltet werden kann.
Was genau macht das Konzept der interkulturellen Kommunikation aus?
Das Konzept beschäftigt sich mit Herausforderungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Es ist aber schon ein bisschen in die Jahre gekommen und muss aus meiner Sicht generalüberholt werden. Schon der Name suggeriert, dass es abgrenzbare Kulturen gäbe und dass ihr Aufeinandertreffen per se problematisch sei. Die Forschung zeigt jedoch, dass nicht ursächlich Kultur die Probleme macht, sondern sehr banale menschliche In- und Outgroup-Dynamiken, die unabhängig von Kultur auftreten. Man müsste daher besser von interkollektiver Kommunikation sprechen.
Wie kann interkulturelle Kommunikation helfen, Deutsche und Geflüchtete einander näher zu bringen?
In der Frage versteckt sich die leider weit verbreitete Annahme, dass beide Gruppen sich grundsätzlich fern wären und daher Konflikte vorprogrammiert. Durch die Abgrenzung unterschiedlicher Gruppen in unserer Kommunikation verstärken wir jedoch erst menschliche Abwehrdynamiken. Hier kann das Konzept der „Multikollektivität“ ein gutes Gegenmittel sein.
Was bedeutet denn Multikollektivität?
Jedes Individuum ist gleichzeitig Teil zahlreicher sozialer Gruppen. Ich bin nicht nur Deutsche, sondern auch Berlinerin, Professorin, Sängerin in einer Rockband, etc. Wenn wir einer Person unterstellen, sie verhält sich so oder so, weil sie z.B. Bulgare, Bäckerin oder Bayer ist, reduzieren wir sie auf eine ihrer Zugehörigkeiten, und das zieht immer destruktive Dynamiken nach sich. In einer angespannten Situation nach gemeinsamen Zugehörigkeiten zu suchen, entschärft die Situation dagegen sofort.
Was machen Sie am liebsten an der HTW Berlin?
Am liebsten unterrichte ich. Es gibt für mich nichts Besseres, als wenn ich merke, dass ich jemandem etwas Hilfreiches beibringen konnte.
Wo auf dem Campus kommen Ihnen die besten Ideen?
Direkt im Seminar. Wenn mir Studierende Fragen stellen, die ich mir so noch nicht gestellt habe und auf die ich nicht sofort eine Antwort habe. Das führt zu den besten Ideen.
Mit wem würden Sie gern einen Kaffee trinken?
Meine Lieblingsband Pearl Jam tritt, wenn sie durch Europa tourt, oft nicht weit von hier in der Wuhlheide auf. Mein Traum wäre es, mit Eddie Vedder in der WaschBar Kaffee zu trinken und zusammen Ukulele zu spielen. Aber wahrscheinlich würde ich vor Aufregung in Ohnmacht fallen.
Fotos: Miguel Hahn
© HTW Berlin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
31. Oktober 2019