Lilia Sabantina

Lilia Sabantina

Passen die Themen „Mode“ und „Technik“ zusammen? Eher nicht, würden die meisten sagen. Anders Prof. Dr. Lilia Sabantina. Die im Oktober 2022 in den Studiengang Bekleidungstechnik/Konfektion der HTW Berlin berufene Professorin findet gerade diese Themenkombination spannend. Als gelernte Schneiderin mag sie Mode. Die textiltechnischen Aspekte lernte sie im Studium, als Existenzgründerin und während der sich anschließenden Promotion begann sie, die Welt der Nanotechnik zu erforschen. Mit der Spezialisierung auf „Nanofasern“ hat die Expertin für Textile Werkstoffe und Verarbeitungstechnik ein zukunftsweisendes Forschungsthema gefunden, bei dem sie beide Themen verbinden kann. Im Gespräch verrät sie mehr darüber.

Was sind Nanofasern eigentlich?

Prof. Dr. Lilia Sabantina: Nanofasern sind normale Textilfasern, allerdings extrem dünn und klitzeklein. Sie haben ein fantastisches Oberflächen-Volumen-Verhältnis und einen Faserdurchmesser von weniger als 1000 Nanometer.

Warum halten Sie das Material für zukunftsweisend?

Nanofasern eröffnen eine Fülle von neuen Anwendungsmöglichkeiten, die gefragt sein werden. Sie eignen sich für innovative Schutzkleidung, für Filtrationsanwendungen in der Wasseraufbereitung oder bei der Luftreinigung, für die Filtration von Farbstoffpartikeln und Medikamenten aus Abwasser. Auch im medizinischen Bereich gibt es viele Optionen: Nanofasern können bei Krebstherapien eingesetzt werden, sie taugen für die definierte Medikamentenabgabe bei der Wundversorgung oder bei Implantaten, um nur einige Beispiele zu nennen. Der große Vorteil: Nanofasern verfügen über herausragende mechanische, physikalische und chemische Eigenschaften. Nanofaservliese lassen sich leicht und kostengünstig herstellen – durch die Elektrospinning-Technologie – und sie bieten nahezu unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten aus biobasierten und synthetischen Polymeren oder Mischungen mit magnetischen Partikeln, Keramik usw.

Wo genau liegt Ihr Forschungsschwerpunkt?

Mein besonderes Interesse gilt der Herstellung und Karbonisierung von Nanofaser-Vliesstoffen aus biobasierten und synthetischen Polymeren sowie der Entwicklung von hybriden Pilzmyzel-Verbundwerkstoffen. Pilzmyzel ist ein fantastisches und nachhaltiges Material auf biologischer Basis, das aus einem Netz dünner "Fäden" (Hyphen) eines sehr schmackhaften und bekannten Austernpilzes (Gattung Pleurotus ostreatus) besteht.

Warum haben Sie sich für die HTW Berlin entschieden?

Die HTW Berlin ist für mich die beste Adresse, um meine Forschung auf internationaler Basis zu realisieren und in meine Lehre zu integrieren.

Mit wem würden Sie gerne mal einen Kaffee trinken?

Wenn es möglich wäre: mit Albert Einstein. Ich bewundere seine Genialität, Kreativität und sein unkonventionelles Denken.

Was war der bisher schönste Moment für Sie an der Hochschule?

Das war tatsächlich mein Vorstellungsgespräch. Die Atmosphäre war fantastisch und die anwesenden Personen freundlich und sehr humorvoll.

Lilia Sabantina prüft ein Stoffmuster Stoffmuster

Das Gespräch führte Gisela Hüttinger, HTW Berlin, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch

Berlin, 20. Januar 2023