Patrick Ostendorf
Patrick Ostendorf
Prof. Dr. Patrick Ostendorf ist Professor im Studiengang Wirtschaftsrecht. Durch Corona hat sich seine Sicht auf digitale Lernformen grundlegend gewandelt.
Welche Vorteile haben digitale Lehr- und Lernmethoden?
Ich stand digitalen Lehr- und Lernmethoden im juristischen Bereich lange eher kritisch gegenüber. Auch im Recht ist die Digitalisierung in den letzten Jahren ein „Modebegriff“ geworden, der nicht immer halten kann, was er verspricht. Hinzu kommt, dass das Jurastudium an sich sehr analog ausgelegt ist. Studierende müssen nach wie vor sehr viel lesen und sich den Stoff auf diese Weise auch selbst grundlegend erarbeiten. Digitale Angebote und Methoden können das nicht ersetzen, aber sehr wohl sinnvoll ergänzen. Wir arbeiten seit Ende des Wintersemesters 2021/2022 mit der App „Jurafuchs“. Diese stellt ein ausgezeichnetes digitales Ergänzungsangebot zum "analogen“ Lernen dar. Digitalisierung heißt hier, dass die Studierenden unmittelbares Feedback auf ihre Antworten bekommen und ganz unabhängig vom Wochentag oder der Uhrzeit ortsungebunden lernen können. Zusätzlich ist der eigene Leistungsstand über die App einsehbar, sodass man schnell merkt, welche Bereiche noch etwas Vertiefung benötigen und welche man bereits gut beherrscht. Natürlich ersetzt „Jurafuchs“ nicht das dicke Lehrbuch und das analoge Lernen, ist aber eine hervorragende Ergänzung.
Wann ist digitale Lehre für Sie erfolgreich?
Digitale Methoden müssen meiner Ansicht nach vor allem prägnant und leicht zu bedienen sein. Im juristischen Bereich beispielsweise sollte mit kleinen Einheiten gearbeitet werden, sodass die Schwelle, welche die Studierenden überwinden müssen, nicht zu hoch ist. Für alle Lehrmethoden entscheidend ist meiner Meinung nach das Geben von neuen Impulsen und Blickwinkeln. Auch sollte natürlich eine gewisse Aktualität besonders im juristischen Bereich gegeben sein. Sprich Gesetzesänderungen und aktuelle Rechtsprechung etc. sollten schnellstmöglich integriert werden, denn nur dann bleibt der Mehrwert digitaler Ergänzungsangebote wirklich erhalten.
Welchen Rat würden Sie anderen Lehrenden geben?
Den gleichen Rat wie mir selbst: sich selbst kontrollieren! – Wo sind die Studierenden? Wo kann ich sie abholen? Bleiben sie an Bord? Besonders in den Online-Semestern muss man dafür sorgen, dass die Studierenden am Ball bleiben. Dafür sind digitale ergänzende Angebote sehr gut geeignet. Daher würde ich jedem empfehlen, solche unterstützenden Angebote zu nutzen und den Schritt zu neuen Lehrmethoden zu wagen.
Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?
Mit den Gründern von Jurafuchs! Beide waren Anwälte in sehr renommierten Großkanzleien und sind dann ganz aus der abgesicherten Tätigkeit rausgegangen, um ein Unternehmen zu gründen und ein ganz neues Angebot auf den Markt zu bringen: letztlich ohne zu wissen, ob sie damit überhaupt Erfolg haben werden. Als Jurist hat man oftmals nur oberflächliches Wissen in fachfremden Bereichen wie Unternehmensentwicklung, Marketing etc. Daher finde ich diesen Schritt sehr beeindruckend und würde gerne wissen, wie sie die Unternehmensgründung und die Etablierung ihres Produkts am Markt tatsächlich angegangen sind.
Weiterführender Link
- Personenseite von Prof. Dr. Patrick Ostendorf
- Bachelor-Studiengang Wirtschaftsrecht
- Master-Studiengang Wirtschaftsrecht
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch
Berlin, 20. Januar 2022