Little Nuggets of Wisdom…

Prof. Dr. Schmitz mit Studierenden © Miguel Hahn

Die Digitalisierung verändert die Gesundheitsbranche und ermöglicht beispielsweise schnellere Diagnosen und eine bessere Überwachung von Krankheiten. Mit dem Siegeszug moderner Technologien im Gesundheitswesen hat sich auch der Bedarf für Fachleute entwickelt, die neue Geräte entwickeln und in Betrieb halten. Dafür werden an der HTW Berlin Gesundheitselektroniker*innen ausgebildet.

Prof. Dr. Christoph Schmitz ist Spezialist für Analogelektronik und Sensortechnik und hat im Sommersemester 2022 das erste Mal die Lehre im Modul Medizinische Sensorik und Messtechnik übernommen. Höchst erfolgreich – denn seine Studierenden nominierten ihn prompt für den Preis für gute Lehre, den Schmitz im Oktober 2022 dann auch erhielt.

Wie kam es dazu, dass Sie Gesundheitselektroniker*innen unterrichten, und was sind Ihre Themen?

Schmitz: Ich wurde an die HTW Berlin berufen, um das Thema Analogelektronik zu bearbeiten und kenne mich mit der Erzeugung sowie Messung von analogen elektrischen Signalen aus, wie sie z. B. von Licht-, Wärme- oder Drucksensoren erzeugt werden. Lediglich in die medizinischen Hintergründe musste ich mich teilweise noch einmal tiefer einarbeiten. Deshalb war es naheliegend, dass ich die Lehrveranstaltung übernehme. Ich habe dann überlegt, welche Messungen in der Medizin wichtig sind und wie die einzelnen Bauteile zusammengeschaltet werden müssen, damit die entsprechenden Messungen durchgeführt werden können. 

Worauf haben Sie bei der Konzeption der Veranstaltung besonders geachtet?

Schmitz: Mir wurde relativ schnell klar, dass die Inhalte schon ungefähr tausend Mal gelehrt worden und durch Videos und Bücher auch jederzeit verfügbar sind. Deshalb habe ich mich gefragt, wie ich einen Mehrwert schaffen kann, der woanders eben nicht zu finden ist. Es haben sich dann drei Punkte herauskristallisiert, auf die ich besonderen Wert lege: Ich versuche erstens, das Wissen in den Kontext des gesamten Studiengangs einzubetten. Zweitens stelle ich Zusammenhänge zwischen den Inhalten dieses Moduls und meinen anderen Veranstaltungen her und drittens versuche ich Tipps und „Weisheiten“ zu vermitteln, die auch mir erst durch die Berufspraxis klar geworden sind. Hinzu kommt insgesamt noch ein Fokus auf die Praxis. In meinem eigenen Physik-Studium habe ich das meiste durch Anwenden gelernt. Konkrete Rechenaufgaben und vor allem Experimente in Laboren fand ich hilfreich, um die theoretischen Inhalte richtig zu verstehen. Deshalb arbeite ich mit meinen Studierenden heute auch viel im Labor.

Da brauchen wir bitte ein paar Details! Wie gelingt es Ihnen Zusammenhänge für die Studierenden sichtbar zu machen?

Schmitz: Wenn Inhalte sich wiederholen, kennzeichne ich das z. B. mit einem kleinen Troll, der den Studierenden signalisiert: „Das hatten wir doch schon!“ Für Tipps, die man in der beruflichen Praxis oft braucht, aber in der Literatur nicht immer einfach zu finden sind, habe ich die Rubrik „Prof. Schmitz‘ Little Nuggets of Wisdom“ ins Leben gerufen und kennzeichne entsprechende Folien mit dem Bild von einem Hühnchen-Nugget. Solche kleinen Scherze lockern die Atmosphäre auf und sorgen so für neue Konzentration. Da ich in der glücklichen Lage bin, mehrere Lehrveranstaltungen durchzuführen, die zu einem gemeinsamen Themenkomplex gehören, kann ich modulübergreifende Zusammenhänge herstellen und sichtbar machen, z. B. durch solche wiederkehrenden Bilder und indem ich inhaltlich abgestimmte Schwerpunkte setze. Würden einige der verwandten Module von anderen gelehrt, wären die Anschlüsse vielleicht nicht ganz so nahtlos, aber mit entsprechender Abstimmung wäre es natürlich auch möglich.

Und wie gestalten Sie Ihre Laborübungen?

Schmitz: Zum einen setze ich auch hier auf Zusammenhänge: Ein Thema wird über zwei Wochen hinweg behandelt. Dabei beginnen wir bei den einfachen Dingen und werden dann immer komplexer. In der Vorlesung bespreche ich mit den Teilnehmer*innen die Theorie zu dem jeweiligen Versuch, der später im Labor durchgeführt werden soll. Außerdem stelle ich die Versuchsanleitung mit entsprechenden Leitfragen über Moodle zur Verfügung, damit die Studierenden sich gezielt vorbereiten können. Bevor die Übung im Labor beginnt, wärmen wir uns kurz auf, indem wir das Wissen noch mal gemeinsam auffrischen. Während des Versuchs gehe ich dann von Tisch zu Tisch und biete meine Hilfe an. Darüber hinaus lege ich großen Wert darauf, dass die Teilnehmer*innen die Grundlagen bzw. Grundfunktionen der Bauteile verstehen und lernen, dass auch komplexe Themen in einfache Schritte bzw. Schaltungen zerlegt werden können. Deshalb nutze ich zum Aufbau von Schaltungen vorzugsweise einfache Bauteile und Sensoren, die nur eine bestimmte Funktion haben, anstelle von vorgefertigten Bauelementen mit mehreren Funktionen und größerer Komplexität. Das braucht etwas mehr Zeit, die wir uns aber glücklicherweise durch den zweiwöchigen Rhythmus mit doppelter Länge der Veranstaltung einfach nehmen konnten. An dieser Stelle möchte ich auch noch mal die beiden Laboringenieur*innen hervorheben, die eine große Unterstützung waren!

Sie scheinen ja eine Menge richtig zu machen – schließlich haben Sie gerade erst den Preis für gute Lehre erhalten! Was macht für Sie gute Lehre aus?

Schmitz: Lehrende sollten Vorbild sein. Dabei geht es nicht nur um die kompetente und souveräne Vermittlung der Lehrinhalte, sondern auch darum, möglichst aktiv bei der Gestaltung der Lehre mitzuwirken, sei es durch gute Lehrmaterialien, das Vorführen von Rechenbeispielen und Versuchen oder durch einen eigenen Einsatz, der über die Mindestanforderungen hinausgeht, z. B. durch das Organisieren zusätzlicher Workshops. Außerdem ist die kritische Betrachtung der eigenen Arbeit wichtig, z. B. durch das explizite und zeitnahe Ansprechen und Verbessern eigener Fehler und Ungenauigkeiten und die stetige Weiterentwicklung der Materialien. Am wichtigsten finde ich jedoch die authentische Vermittlung von Enthusiasmus für das Fach, um eine Sinnhaftigkeit der Lehrinhalte aufzuzeigen und deren Erlernen zu motivieren. Dabei halte ich es für hilfreich, die oft abstrakten Themen durch eigene Erfahrungen aus der Industrie und Forschung zu illustrieren. Als Zeichen eines respektvollen Umgangs versuche ich darüber hinaus, eine offene und zügige Kommunikation mit den Studierenden aufrecht zu erhalten, sei es (fern)mündlich, per E-Mail oder über die Moodle-Plattform.

Beratung für Lehrende

Sie haben auch tolle Ideen für die Lehre, aber wissen noch nicht, wie Sie das am besten umsetzen? Das Lehrenden-Service-Center berät Sie bei allen Fragen zu Lehre, Didaktik und Medienproduktion. Kontaktieren Sie uns einfach per Mail unter lehre@htw-berlin.de. Wir freuen uns auf Ihre Anfragen!

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