Irma Fadhila

Irma Fadhila

Irma Fadhila studiert Kommunikationsdesign an der HTW Berlin. Geboren und aufgewachsen ist die Berliner Studentin und Fotografin in Jakarta, Indonesien. Seit sie denken kann, stellen ihr Menschen die Frage, woher sie kommt. Auch diskriminierende Kommentare und rassistisch-sexistisches cat calling sind der 25-Jährigen leider nur allzu geläufig.

Mit der Zeit entwickelte sich bei Irma Fadhila der Gedanke, aus ihren negativen Emotionen und Erfahrungen etwas Kreatives zu schaffen. Entstanden ist das „where are you from?“-Projekt, in dessen Zentrum südostasiatisch-gelesene Menschen stehen, die Erfahrungen mit Belästigung, Sexismus, Rassismus und kultureller Aneignung in der westlichen Kultur gemacht haben. Mittlerweile sind 30 Stories veröffentlicht, die auf dem Instagram-Kanal whereamireallyfrom.projectzu finden sind. Das Projekt ist im Rahmen einer Semesterarbeit Anfang 2018 entstanden und wurde bereits in mehreren Medien besprochen.

Im Interview gibt uns Irma Fadhila Einblicke in ihre Arbeit.

Was ist die Idee hinter dem "where are you from?"-Projekt und was ist das Ziel?

Alles begann damit, dass ich fast jeden Tag von Fremden gefragt wurde: "Woher kommst du?" Manchmal spielten die Leute sogar das Ratespiel, bevor ich überhaupt die Zeit hatte, mich zu erklären. Diejenigen, die gefragt werden, sind sich nicht einmal sicher, wie sie antworten sollen - die Stadt, in der sie geboren wurden? Die Stadt, in der sie aufgewachsen sind? Oder ist es ihre ethnische Zugehörigkeit? Wer eine Person ist, hängt nicht nur davon ab, wo sie (wirklich) herkommt. Deshalb wollte ich diese Plattform für diejenigen vorbereiten, deren Stimmen verstärkt werden müssen.

Gibt es eine Geschichte, die Sie besonders berührt hat?

Jede einzelne Geschichte hat mich intensiv berührt. Ich habe viel gelernt durch die Perspektiven von Einwanderern der zweiten Generation - wie sie sich fühlen, als wären sie ständig dazwischen. Sie haben deutsche Papiere und kennen nur die deutsche Kultur, werden aber von der Gesellschaft anders behandelt und werden nie als Deutsche gesehen werden. Einige von ihnen erleben Selbsthass, während sie die Kultur ihrer Ethnie ablehnen, weil sie erkennen, dass sie zwar auf den Papieren deutsch sein können, aber niemals die gleichen Privilegien wie weiße Deutsche haben werden.

Worum geht es in Ihrer Abschlussarbeit?

In meiner Abschlussarbeit beschäftige ich mich mit dem Einfluss von Mediendarstellungen auf die Definition von Schönheitsidealen bei Menschen mit südostasiatischen Wurzeln. Innerhalb der südostasiatischen Community sind eurozentrische Schönheitsideale weit verbreitet. Die Wurzeln liegen hierbei im Colourism, also einer Vorzugsbehandlung von Menschen gleicher Race allein aufgrund ihrer Hautfarbe, kombiniert mit sozialer und institutioneller Macht. Dieses Thema ist etwas, das Schwarze, Latinx (Anmerkung der Redaktion: Selbstbezeichnung von Menschen lateinamerikanischer Herkunft) und asiatische Kinder beim Aufwachsen oft erleben, besonders Women of Colour. Auch thematisiere ich das Ideal der gebräunten Haut im Westen und wie weiße Menschen ihre Hautfarbe „kontrollieren“ können, während sie ihr „Weißsein“ behalten.

Schmieden Sie schon Pläne für die Zeit nach dem Studium?

Nicht wirklich. Ich bereite mich auf Master-Bewerbungen vor, damit ich meine langfristigen forschungsbasierten Fotografie-Projekte über die südostasiatische Community im Westen fortsetzen kann. Gleichzeitig möchte ich mich unbedingt für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland oder idealerweise in Europa bewerben, damit ich problemlos als Fotografin arbeiten kann. Dafür muss ich aber erst einmal zwei Jahre Vollzeit arbeiten, nachdem ich mein jetziges Studium beendet habe. Deshalb muss das weitere Studium warten.

Irma Fadhila
Portrait Dea Hong
Portrait June Rachel

Die Fragen stellte Hannah Weißbrodt, Kommunikation HTW Berlin
Fotos: Irma Fadhila, Felix Finhaber

15. Juni 2021