Mit der App auf der Spur von Materialverlusten

In jedem industriellen Produktionsprozess stecken Einsparpotenziale. Man muss sie nur finden. Ein ausgewiesener Experte in diesem Bereich ist Prof. Dr. Volker Wohlgemuth. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Informatiker im Studiengang Betriebliche Umweltinformatik mit industriellen Stoffströmen und Materialflüssen und der Frage, wie man diese berechnen, visualisieren und durch eine intelligente betriebliche Vernetzung besser managen kann. „Ziel ist es, Abfälle zu minimieren, Energie einzusparen und dadurch die CO2-Emissionen zu reduzieren“, sagt Prof. Dr. Wohlgemuth. Das nutze den Unternehmen genauso wie der Umwelt, sei also eine Win-win-Situation.

Bei einer Million Filtern fällt Verschnitt ins Gewicht

Beispiel Filterherstellung: In großen Ballen werden die textilen Ausgangsprodukte im Unternehmen angeliefert, an Ballenzuschnittmaschinen in Teilstücke zerschnitten und anschließend vollautomatisiert zu unterschiedlichen Produkten weiterverarbeitet, unter anderem zu Wasserfiltern, Aerosolabscheidern oder Lufttrocknerkartuschen. Bis zu einer Million Exemplare werden von manchem Filter gefertigt. Dass der dabei entstehende Verschnitt ökonomisch und ökologisch ins Gewicht fällt, liegt auf der Hand.

Akribische Analyse der Prozesse im Unternehmen

Weshalb der erfolgreiche baden-württembergische Filterhersteller zu jenen sechs Unternehmen gehörte, mit denen Prof. Dr. Wohlgemuth und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Christian Kunisch im Forschungsprojekt »MFCA mobil« kooperierten. Gemeinsam mit ihren Projektpartnern, dem Hamburger Institut für Umweltinformatik und dem Umweltkompetenzzentrum Rhein-Neckar, besuchte das HTW-Team die Mittelständler vor Ort, sprach mit Geschäftsführern und Mitarbeitern, analysierte akribisch Prozesse und Einzelschritte von Produktionslinien, bei denen Materialverluste entstehen. Ihr Ziel: Diese Verluste mit Hilfe von mobilen Endgeräten direkt an den Maschinen zu erfassen, statt sie lediglich summarisch für den ganzen Betrieb auszuweisen zu können.

Die App liegt als Prototyp vor

Das ist in dem dreijährigen Projekt tatsächlich gelungen. „Wir haben den Prototyp einer App für Android und iOS-Geräte entwickelt“, freut sich Christian Kunisch, der inzwischen als Laboringenieur im Studiengang Internationale Medieninformatik arbeitet. Dieser Prototyp wird nun im Hamburger ifu weiterentwickelt. „Dadurch werden völlig neue Nutzungsszenarien im mobilen Kontext entstehen“, ist sich Prof. Dr. Wohlgemuth sicher. Daten können flexibel erfasst, validiert und anschließend am Arbeitsplatzrechner weiterverarbeitet werden. Das werde den Unternehmen dabei helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen und auch das betriebliche Umweltmanagement voranbringen. Das Projekt wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

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