Heike Hölzner

Heike Hölzner

Die Zeitschrift Capital zählt sie zu den wichtigsten Talenten, die in 2019 Wissenschaft und Gesellschaft prägten, zur „Jungen Elite“: Prof. Dr. Heike Marita Hölzner. Die Professorin mit dem Fachgebiet Entrepreneurship und Mittelstandsmanagement lehrt seit 2017 im Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. 

Wie fühlt es sich an, zur „Jungen Elite Deutschlands“ gezählt zu werden?

Es ist natürlich toll, Anerkennung für die eigene Arbeit zu bekommen. Ich habe mich über die Auszeichnung und die vielen Glückwünsche wirklich sehr gefreut. Aber das Beste kommt meines Erachtens erst jetzt, nach dem medialen Event. Ich habe unter den Preisträgern und Alumni so viele inspirierende Menschen kennengelernt und mein Netzwerk erweitert. Jetzt freue ich mich, was daraus in Zukunft entsteht.

Wie würden Sie Ihr Fachgebiet „Entrepreneurship“ allgemeinverständlich erklären?

Der Begriff „Entrepreneurship“ lässt sich auf das französische Wort „entreprendre“ zurückführen, das so viel wie „etwas unternehmen“ bedeutet. Genauer noch wird Entrepreneurship definiert als Prozess der Entdeckung, Beurteilung und Nutzung von unternehmerischen Gelegenheiten. Es geht also darum, Chancen erkennen zu können, die sich aus neuen Technologien oder veränderten Verbraucherwünschen ergeben, und aktiv zu werden, um neue Produkte, Dienstleistungen oder ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln und zu etablieren.

Kann man "Entrepreneurship" lernen oder ist das eher eine Typfrage?

Tatsächlich ist das eine Frage, die das Fach seit seiner Entstehung beschäftigt. Sicher ist betriebswirtschaftliches Grundwissen für Gründer_innen von Vorteil. Und das kann man lernen. Aber es geht noch um sehr viel mehr. Erfolgreiche Entrepreneur_innen haben die Fähigkeit, sich ihre Kunden und Mitarbeiter hinzuversetzen. Sie können Risiken gut einzuschätzen, weisen eine gewisse Toleranz für Unsicherheit auf und können auch herausfordernde Lebenssituationen unbeschadet überstehen.

Ziel der Entrepreneurship-Ausbildung ist es daher nicht nur Methodenwissen zu vermitteln, sondern auch die Entstehung eines „Entrepreneurial Mindset“ zu fördern. Konzepte wie Resilienz oder Achtsamkeit spielen dabei ebenso eine Rolle, wie Methoden zur Geschäftsmodellentwicklung. Wann immer möglich lasse ich die Studierenden zudem praktische Erfahrungen sammeln. Denn am Ende bedeutet Entrepreneurship eben auch: einfach mal machen. 

Sie beschäftigten sich auch mit Digitaler Transformation, speziell in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Sind KMU hier gut aufgestellt?

Innovation und Verantwortung im eigentümergeführten Mittelstand waren in der Vergangenheit das Erfolgsrezept unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Denn wer „skin in the game“ hat, wie der Finanzmathematiker und Erkenntnistheoretiker Nassim Nicholas Taleb sagen würde, und damit etwas zu verlieren, der trifft bessere, nachhaltigere Entscheidungen. Es stimmt, dass es KMU in Deutschland noch besser gelingen muss, sich an veränderte Arbeitswelten und Marktdynamiken anzupassen. Das kann und sollte durch Politik und angewandte Wissenschaft unterstützt werden. Aber ich glaube fest daran, dass es gelingen wir, weil wir es mit Unternehmer_innen zu tun haben.

Wo auf dem Campus kommen Ihnen die besten Ideen?

Wo ist eigentlich weniger relevant, vielmehr mit wem. Denn die besten Ideen entstehen in Teams, durch den Austausch und Perspektivwechsel. Das ist mal im Büro meiner lieben Kollegin Julia und ein anderes Mal im Seminarraum, gemeinsam mit meinen Studierenden. 

Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?

Kaffee, definitiv. Und den würde ich gerne mit Sara Blakely trinken. Das ist die Gründerin der Marke „Spanx“. Blakely hat das Unternehmen fast ohne Startkapital gegründet und wurde mehrfach von potenziellen Investoren abgelehnt. Die meisten männlichen VC’s konnten sich den Markt nicht vorstellen und haben die Idee belächelt. Erst Warren Buffett hat das Potenzial erkannt. Heute wird Spanx mit mehr als 1 Milliarde US-Dollar bewertet. Über den steinigen Weg der Gründung und was sie daraus persönlich und fachlich gelernt hat, würde ich gerne mit ihr plaudern. 

Was war die größte Herausforderung, die Sie an der HTW Berlin bewältigen mussten?

Bevor ich an die HTW gekommen bin, habe ich in und mit Startups gearbeitet. Mein Arbeitsalltag war also immer sehr turbulent und durch Teamarbeit bestimmt. Als Professorin ist man manchmal Einzelkämpferin. Das war für mich zu Beginn eine große Herausforderung, aber mittlerweile habe ich viele tolle Projekte gemeinsam mit Kolleg_innen.

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Fotos: Alexander Rentsch
© HTW Berlin, Transfer- und Projektkommunikation

14. Januar 2020