Hochschullehre neu gedacht: Wenn Studierende zu Lehrenden werden

Symbolbild © HTW Berlin/Nikolas Fahlbusch

Transform It! ist ein Projekt der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, das die Lehre in die Hände der Studierenden legt. Durch die Förderung der Hans Sauer Stiftung konnten im Sommersemester 2021 sechs Studierende in drei Teams ihre Ideen umsetzen und erste Erfahrungen in der Lehre sammeln. Der Fokus lag dabei auf dem Themenbereich sozial-ökologische Transformation.

„Gemeinwohlöko…Was?

Die beiden Masterstudierenden der Wirtschaftskommunikation Carolin Flege und Jana Strüve haben sich unter dem Titel „Gemeinwohlöko…Was? mit der Gemeinwohlökonomie auseinandergesetzt. Beide sind von diesem Wirtschaftsmodell sehr angetan: „An dem Konzept begeistert uns, dass es so umfassend ist. Es betrachtet die Dinge nicht bloß auf der kleinen Ebene, sondern geht die großen Themen bzw. das ganze System an.“ Ihnen war wichtig, mit den Studierenden ins Gespräch zu kommen und deutlich zu machen, dass eine nachhaltige Veränderung nur gelingen kann, wenn wir als Gesellschaft dazu beitragen, unser Wirtschaftssystem zu transformieren.

Circular System Thinking

Den zweiten Kurs leiteten Fanni Florian (Kommunikationsdesign) und Niklas Manke (System Design) an. Sie gaben unter dem Namen Circular System Thinking eine Einführung in das systematische Denken und der Kreislaufwirtschaft. Mit den neuen Eindrücken machten sie zusammen mit den Studierenden eine vereinfachte Life Cycle Stage Analyse anhand von frei gewählten Alltagsgegenständen. Beiden war es wichtig, den Studierenden eine Alternative zum linearen Denken zu bieten und auf die systemischen Auswirkungen der Produkte, die wir täglich nutzen, aufmerksam zu machen.

„Sustainable Fashion what the fuzz“

Karolina Kolodziej und Meike Onnen studieren beide im dritten Semester Modedesign und haben einen Kurs unter dem Titel „Sustainable Fashion what the fuzz“ angeboten. Auf die Frage warum sie dieses Lehrthema für wichtig erachten, antworteten sie: „Einerseits als Konsumenten, anderseits für Designer_innen hat jede Person die Möglichkeit den Konsum bewusster und nachhaltiger zu gestalten und wir wollen unsere Studierenden darüber informieren, worauf man dabei achten muss.“

Die Teams im Interview

Wir haben den drei Teams Fragen zu Transform it! Gestellt. Hier ihre Antworten:

Was war eure Motivation an Transform it! teilzunehmen?

Die Motivation war in allen Teams ähnlich: „Wir fanden es sehr reizvoll, uns im Rahmen des Projekts intensiv und über einen längeren Zeitraum mit dem Thema Gemeinwohl-Ökonomie und nachhaltige Transformation zu beschäftigen. Besonders motivierend empfanden wir auch die Vorstellung, gemeinsam mit Studierenden aus den unterschiedlichsten Bereichen in einen Austausch zu treten. Und natürlich auch einmal die Perspektive als Lehrende einzunehmen, war für uns total spannend, da wir so etwas vorher noch nie gemacht haben.“ (Team der Gemeinwohlöko…Was? )
Alle Teams haben auch den Wunsch betont, selbst einen ersten Einblick in die Lehre bekommen zu wollen.

Welche Vorteile seht ihr bei studentisch organisierter Lehre gegenüber der konventionellen Lehre?

„Transform it! bietet den großen Vorteil, dass Studierende erst einmal unter sich sind und wir als Lehrende mit Wohlwollen empfangen wurden. Bei der studentischen Lehre steht für uns der Diskurs zwischen allen im Vordergrund, was machmal bei der konventionellen Lehre verloren geht. Was wohl darin begründet ist, dass zwischen der lehrenden Person und und den Studis eine gewisse Distanz herrscht. Wir kannten auch schon vorab ein paar Studis, das hat zu den entspannten Gesprächen auf Augenhöhe beigetragen.“ (Team Circular System Thinking) Das Team Sustainable Fashion ergänzte: „Man lernt die andere Seite dieser Uni kennen und versteht den Prozess eine Lehreinheit aufzubauen.“

Mit welchen Erwartungen seid ihr in die Lehrveranstaltung gegangen?

„Da es ein Wahlmodul war, haben wir interessierte und involvierte Studierende erwartet und wurden nicht enttäuscht! Obwohl einige während des Semesters aufgehört haben teilzunehmen, haben die, die bis zum Ende geblieben sind, aktiv mitgearbeitet und wirklich spannende Ergebnisse erzielt.“ erzählte Meike. Aber auch die Aufregung zu Beginn des ersten Moduls wurde genannt, die sich schnell in Luft auflöste.

Wie war der Perspektivwechsel vom Studierenden zum Lehrenden?

Da waren sich alle drei Teams einig: Sehr spannend! Auch das Verständnis drüber was die Lehrende so leisten wurde gestärkt. "Man merkt plötzlich, wie viel Arbeit um so ein Kurs drum herum noch anfällt: E-Mails der Studierenden beantworten, Zeitpläne machen, Dokumente auf Moodle hochladen und die Vorlesungen vorbereiten. Da versteht man im Nachhinein besser wieso mache Profs manchmal so kurz angebunden sind.“ Erzählt uns das Team von Gemeinwohlöko…Was?.

Gab es Aussagen von Studierenden, warum sie sich für dieses Thema bzw. studentisch organisierte Lehre entschieden haben und wenn ja welche?

Neben dem Wunsch nach mehr Interdisziplinarität zwischen den einzelnen Fachbereichen und Studiengängen waren viele Studierende auch der Meinung, dass das Thema Nachhaltigkeit und explizit auch das Thema alternative Wirtschaftsmodelle an der Hochschule zu kurz kommen, verriet uns das Team Gemeinwohlöko…Was?.

Was nehmt ihr persönlich aus Transform it! mit?

Für das Team Circular System Thinking ist es: „Die Erfahrung, ein Hut voller neuen Ideen durch die inspirierenden Gespräche und spannenden Einblicke in die Arbeiten, die aus dem Workshop entstanden sind.“
„Aber auch die Sicherheit das man solch ein Kurs schaffen kann und zusätzlich die ganze Recherche Arbeit für den Kurs.“ Antwortete das Team Sustainable Fashion. Das Team Gemeinwohlöko…Was? antwortete auf diese Frage: „Es ist immer besser, ein bisschen mehr Zeit für Diskussionen einzuplanen. Zu Beginn meinten wir es teilweise zu gut mit den ganzen unterschiedlichen Inhalten und haben die Veranstaltungen zu vollgestopft. Eine gute Diskussion braucht Zeit – die sollte man sich definitiv nehmen.“