Wie kann der Ausstieg aus der Kohle gelingen?

Eine von der Bundesregierung eingesetzte "Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" soll bis Ende 2018 ein Enddatum für den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland festlegen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung erreicht werden. Die HTW-Professorin Barbara Praetorius ist eine der vier Vorsitzenden der Kommission. Wir haben mit der Expertin für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Energieökonomie und –politik aus dem Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften gesprochen.

Freuen Sie sich auf die Aufgabe? Der Zeitplan gilt ja als sehr ehrgeizig.

Barbara Praetorius: Ja, ich freue mich, weil ich eine solide Klimaschutzpolitik für dringlich halte und wir vorankommen müssen, um die deutschen Klimaschutzziele zu erreichen. Außerdem halte ich den gewählten Ansatz für richtig, nämlich beim Klimaschutz auch wirtschaftliche, regionale und gesellschaftliche Aspekte mitzudenken – und zu zeigen, wie das vereinbar ist.

Was den Zeitplan anbelangt: Die Kommission ist gut für ihre Aufgabe gerüstet – sie ist mit kompetenten Expert_innen besetzt, die alle wichtigen Belange vertreten. Es wird eine konzentrierte Aufgabe, gewiss. Doch der Zeitplan ist klar formuliert und der Handlungsdruck hoch. Die Deadlines für die Berichte stehen. Im ersten geht es um soziale und strukturpolitische Maßnahmen für die Entwicklung der Braunkohleregionen, damit bereits im Haushaltsjahr 2019 erste Maßnahmen angeschoben werden können. Der zweite Bericht muss rechtzeitig zur Klimaschutzkonferenz im Dezember 2018 im polnischen Kattowice vorliegen und Vorschläge zur Schließung der Klimaschutzlücke 2020 machen. Im Endbericht zum Jahresende soll dann ein Datum für den Ausstieg aus der Kohleverstromung benannt werden.

Welche Erfahrungen können Sie einbringen?

Prof. Dr. Barbara Praetorius: Ich bin seit April 2017 Professorin für Nachhaltigkeit und habe die energiepolitische und energiewirtschaftliche Praxis vor meiner Berufung an die HTW Berlin intensiv kennengelernt, vor allem beim Verband kommunaler Unternehmen und beim energiepolitischen Think Tank Agora Energiewende. Das Spannungsfeld Ökonomie und Ökologie kenne ich daher sehr gut und soziale Fragen spielten bei den meisten Themen eine bedeutende Rolle. Da bin ich für die Kommission gut gerüstet.

Was ist Ihnen wichtig, welche Ziele wollen Sie mit der Kommission erreichen?

Prof. Dr. Barbara Praetorius: Ich will dazu beitragen, dass Deutschland den Klimaschutz vernünftig hinkriegt. Das ist mir auch ein persönliches Anliegen. Und ich hoffe, dass es durch die Arbeit der Kommission gelingt, den Strukturwandel zu gestalten. Denn beim schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung geht es ja auch um Arbeitsplätze – in der Lausitz und in Nordrhein-Westfahlen sind das immerhin noch jeweils rund 10.000 Arbeitsplätze. Das muss gut durchdacht werden, dafür ist die Kommission berufen worden.

Werden Sie der HTW Berlin erhalten bleiben?

Prof. Dr. Barbara Praetorius: Die Arbeit ist ein Fulltime-Job. Um ihn wahrnehmen zu können, werde ich von der Lehre freigestellt, solange die Kommission arbeitet.