Wärme aus Abwasser und eine Kulturgarage für den Kiez

Studierende bei der Präsentation © HTW Berlin/Adina Herde

Sie würden das Abwasser zur Wärmegewinnung nutzen, den restlichen Energiebedarf mit Hilfe von Photovoltaik decken, Regenwasser für die Gemeinschaftsgärten in Zisternen sammeln, alle Südfassaden begrünen und eine Kulturgarage für die Bewohner_innen bauen: Mit diesen Ideen für das Wohnquartier „Buckower Felder“ gewann das vierköpfige Studierendenteam „NaBuWo“ den Wettbewerb im Master-Studiengang Regenerative Energien.

Statt über „Klimagerechtes Bauen“ und „Rechtliche Rahmenbedingungen“ in zwei getrennten Lehrveranstaltungen zu referieren, hatten sich Prof. Dr. Friedrich Sick und Prof. Dr. Susanne Rexroth entschieden, das Thema gemeinsam und in Gestalt einer praxisorientierten Projektarbeit anzubieten. „Das motiviert Studierende einfach stärker“, haben beide die Erfahrung gemacht. Die abschließende Präsentation der Ergebnisse vor einer fünfköpfigen externen Jury, deren Mitglieder tatsächlich an der Erschließung und Bebauung der Buckower Felder beteiligt sind, war gewissermaßen das Sahnehäubchen am Ende des Semesters.

1.000 Wohneinheiten wird die „Stadt und Land Wohnbautengesellschaft“ in den nächsten Jahren in Buckow bauen. Sie sollen, so der Wunsch der kommunalen Bauherrin und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, umweltfreundlich mit Energie versorgt werden. Um ganz genau zu sein: Alle Gebäude auf dem etwa 67.000 Quadratmeter großen Areal am Südrand von Neukölln sollen dem Energieeinsparverordnung 2017-Standard entsprechen oder diesen unterbieten, die Energieversorgung außerdem möglichst CO2-neutral erfolgen. Mit den Konzepten sollen die Umwelt geschont, natürliche Ressourcen maximal effizient genutzt und dauerhaft gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen realisiert bzw. gesichert werden. Das waren die durchaus anspruchsvollen Vorgaben für die Studierenden.

Ein Semester lang wurde gerechnet und geplant, recherchiert und diskutiert, gedacht und wieder verworfen. Die besondere Herausforderung an den Ingenieursnachwuchs: Sämtliche Konzepte für die Energieversorgung des Quartiers mussten nicht nur technisch machbar, sondern auch in baurechtlicher Hinsicht tragfähig sein. Wer beispielsweise Photovoltaikmodule auf dem Dach platziert, musste bei der präzisen Berechnung ihrer Leistung beachten, dass Brandschutzvorgaben und Dachaufbauten wie z.B. Entrauchungsklappen quantitative Grenzen setzen.

Damit keines der Teams Gefahr lief, erst „auf den letzten Drücker“ produktiv zu werden, ließen sich Prof. Dr. Sick und Prof. Dr. Rexroth wöchentliche „Logbücher“ per E-Mail schicken, welche die Arbeitsfortschritte dokumentierten; und sie veranstalteten zwei Zwischenpräsentationen, um sich von der Weiterentwicklung der Konzepte persönlich überzeugen zu können.

Am Ende präsentierten sieben Gruppen ihre durchaus unterschiedlichen Ideen. Sie hatten Erdwärmespeicher geplant und Biogasanlagen durchkalkuliert, Gewächshäuser auf dem Parkhaus platziert und Fassaden mit Moosen begrünt, Straßenlaternen zu Ladestationen für E-Mobile umgerüstet sowie über geeignete Dämmstoffe für die Gebäude nachgedacht. Die fünfköpfige Jury mit Expert_innen aus der Praxis nickte dabei nicht nur wohlwollend, sondern fragte so fachkundig nach, dass der eine oder die andere tatsächlich ins Schwitzen kam. Doch das nahmen alle sportlich. Denn die Jurybewertung spielte bei der Punktevergabe durch die beiden Professor_innen keine Rolle.