Thea Paeffgen

Thea Paeffgen

Ob großer Industriebetrieb oder mittelständisches Unternehmen, Hochschule oder Nichtregierungsorganisation: Alle waren von der Corona-Pandemie betroffen und mussten irgendwie auf die damit verbundenen Herausforderungen reagieren. Was haben Organisationen dabei gelernt und wie versuchen sie, in vergleichbaren Krisen künftig besser aufgestellt zu sein? Nach Antworten auf diese Frage sucht Thea Paeffgen. Sie studierte International Business an der HTW Berlin und promoviert derzeit in Kooperation mit der FU Berlin im Rahmen des Forschungsprojekts „Organisationen in der Krise“ von Prof. Dr. Tine Lehmann und Prof. Dr. Kai Reinhardt (FB 3).

„Organisationen in der Krise“ klingt nach einem großen Thema. Wie gehen Sie vor?

Thea Paeffgen: Genau, Organisationen in der Krise ist der große Überbegriff für das Projekt. Mein Arbeitstitel der Dissertation ist dann schon konkreter formuliert: “Learning from a crisis: How to enhance resilience strategies in organisations.” Oder auf Deutsch:“ Aus einer Krise lernen: Wie man Widerstandsfähigkeit und Resilienzstrategien von Organisationen verbessert“. Das ist natürlich gerade in Krisenzeiten brandaktuell. Da ich kumulativ promoviere, habe ich den großen Vorteil, zunächst eine Literaturanalyse machen zu können, um den Stand der Forschung herauszufinden, und dann konkreter in Forschungslücken einzusteigen. Daran arbeite ich zurzeit.

Wie wichtig ist es, dass sich Organisationen für Krisen wappnen?

Krisen sind disruptive Ereignisse, die den Normalgang der Organisation stören. Krisen können in Form von wirtschaftlichem Abschwung, technologischem Versagen, Naturkatastrophen oder wie in den letzten Jahren in Form einer sanitären Krise auftreten. Wie wir mit der COVID-19-Pandemie gesehen haben, zieht es enorme wirtschaftliche Folgen nach sich, wenn eine Organisation nicht richtig arbeiten kann. Das spiegelt sich in Kunden- und Einnahmeverlust wider, oft gekoppelt mit steigenden Kosten. In schlimmen Fällen müssen die Unternehmen Mitarbeiter entlassen oder sogar ganz schließen.

Widerstandsfähigkeit und Resilienz sind für Organisationen genau deshalb enorm wichtig. Es gibt sehr viele Definitionen von Resilienz. Als Beispiel möchte ich die Definition von Ducheck (2020) nennen, die besagt, dass Resilienz eine Reihe von organisationalen Fähigkeiten und Routinen ist, die die erfolgreiche Bewältigung von drei Resilienzstufen ermöglichen. Diese Stufen sind Antizipation, Bewältigung und Anpassung. Generell sehe ich Resilienz als die Fähigkeit, Veränderungen oder Widrigkeiten zu erahnen, bzw. vorbereitet zu sein, diese zu absorbieren und sich an diese anzupassen. Grundsätzlich kann man Krisen auch als Gelegenheit für Fortschritte für sich entdecken, um zu neuer Stärke zurückzufinden.

Wird zu dem Thema schon viel geforscht?

Es gibt schon recht viel Literatur zu Resilienz und organisationaler Resilienz. Aber derzeit ist auch viel Bewegung in die Resilienz-Forschung gekommen, denn die Welt steht mit COVID-19, der Klimakrise und der Wirtschaftskrise vor großen Herausforderungen. Die Welt verändert sich zurzeit sehr stark, und selbst die Wissenschaft bestätigt, dass wir vermehrt mit Krisen rechnen müssen. Die Resilienz-Forschung gewinnt nicht nur deshalb an Bedeutung, sondern auch, weil sich die Technologien immer weiterentwickeln, wodurch wiederum neue Hindernisse entstehen können. Ich bin sehr gespannt, welche Schlussfolgerungen ich aus späteren Studien ziehen kann.

Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?

Ich denke, mit Angela Merkel einen Kaffee trinken zu können, wäre mir eine große Ehre, da sie durch viele Krisen hindurch regiert hat und bestimmt interessanten Input bzgl. Führung in Krisensituationen geben kann.

Was war die größte Herausforderung, die Sie an der HTW Berlin bewältigen mussten?

Der Beginn meiner Dissertation an der HTW Berlin war etwas holperig, da er mitten in die Pandemie fiel und kaum jemand auf dem Campus anzutreffen war. Es war schwierig, sich mit anderen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen zu vernetzen. Zum Glück hatte ich dann mit zwei anderen Hochschul-Angehörigen die Idee, einen WiMi-Stammtisch zum informellen Austausch anzufangen. Dieser findet jetzt regelmäßig statt.

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Thea Paeffgen am Türrahmen Thea Paeffgen am Treppengeländer
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Ein Beitrag in der Reihe

Key Visual

Das Gespräch führte Gisela Hüttinger, HTW Berlin, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch

Berlin, 15. November 2022