Claudia Heller

Claudia Heller

Drei Monate hat Claudia Heller täglich zwei Waschmaschinen angestellt, die Kleidungsstücke trocknen lassen und danach im Labor unter die Lupe genommen. Was kurios klingt, war Teil einer langjährigen Forschungskooperation zwischen HTW Berlin, TU Berlin, Berliner Hochschule für Technik und dem Industriepartner BSH Hausgeräte GmbH, um zu neuen Erkenntnissen im Waschprozess zu gelangen. Inzwischen führt die HTW-Absolventin des Studiengangs Bekleidungstechnik/Konfektion den Titel „Dr.-Ing.“. Sie promovierte im Rahmen des Graduiertenprogramms DiGiTal und in Kooperation mit der TU Berlin.

Was haben Sie für die Promotion genau untersucht?

Ich habe eine nachvollziehbare und reproduzierbare Methode entwickelt, mit der haushaltsnah Wäsche gewaschen und das Resultat wissenschaftlich beurteilt werden kann. Dafür habe ich einschlägige Normen, vielfältige Literatur und das Verhalten von Konsument_innen einbezogen. Aus einem T-Shirt und einem Hemd habe ich dann zwei Wäscheposten zusammengestellt und diese parallel in zwei Waschmaschinen jeweils 30 Mal gewaschen. Während der Versuchsreihe habe ich die Teile immer wieder im Labor für textile Werkstoffe untersucht: Wie verändern sich Farbe, Maße, Luftdurchlässigkeit und Zugfestigkeit des Hemdes und T-Shirts?

Welche Erkenntnisse haben Sie zutage gefördert?

Es hat sich gezeigt, dass Detailwissen zu Bekleidung, Wäschepflegeprozessen und Verhalten der Konsument_innen nötig ist, um die Wechselwirkungen zwischen Waschen und der Alterung von Bekleidung beurteilen zu können. Dieser Zusammenhang ist bisher nicht erforscht worden, zumindest nicht hinsichtlich Ressourcenknappheit, Verlängerung der Lebenszeit von Bekleidung und Recycling. Die Eigenschaften eines T-Shirts oder Hemdes verändern sich teilweise völlig unterschiedlich, was auf Basis der textilen Konstruktion beschrieben und begründet werden kann. Dadurch muss aber jedes Kleidungsstück für sich untersucht werden. Eine Verallgemeinerung wie „So verhalten sich Pullover und so verhalten sich Kleider“ ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Diese Erkenntnis hat zum Beispiel Einfluss auf die Bewertung von Ergebnissen zu Mikroplastik textilen Ursprungs.

Was würden Sie Verbraucher_innen empfehlen?

Das Wissen zur Wäschepflege wird meist von Generation zu Generation weitergegeben. Der Markt der Waschmaschinen, Waschmittel und Bekleidung hat sich jedoch sehr stark weiterentwickelt, sodass es sich lohnt, mal genauer auf die Anleitungen und Verpackungen der Produkte zu schauen. Beispielsweise helfen die Pflegesymbole auf den Etiketten der Bekleidung bei der Auswahl des passenden Waschprogramms. Ich empfehle also, sich selbst etwas mehr mit dem Thema zu befassen, damit die eigenen Lieblingsteile auch möglichst lange erhalten bleiben.

Und nach der Promotion?

Nach dem Abschied von der Hochschule habe ich ein paar Tage in Island verbracht. Die Natur des Landes war eine willkommene Abwechslung nach den vorausgegangenen fordernden Wochen. Beruflich geht es für mich in der Wirtschaft weiter. Als Entwicklungsingenieurin bei BSH Hausgeräte kann ich mein in der Promotion angesammeltes Wissen anwenden, Themen rund um Textil und Bekleidung voranbringen und Waschprogramme gestalten.

Mit wem würden Sie gern einen Kaffee oder Tee trinken?

Mit Melinda Gates. Ihr Engagement sowohl in Entwicklungsländern als auch insbesondere für Mädchen und Frauen weltweit fasziniert mich.

Was war der schönste Moment an der Hochschule?

Als ich mit Laura Tihon, ebenfalls Promovendin, einen Vortrag über kooperatives Promovieren zur Konferenz „Nachhaltig Forschen für Wirtschaft und Gesellschaft“ von Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring und Maria Schmidt gehalten habe. Die Dynamik zwischen Laura und mir war unglaublich!

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Die Fragen stellte Gisela Hüttinger, Transfer- und Projektkommunikation
Fotos HTW Berlin/Alexander Rentsch

Berlin, 11. Mai 2022